Hineingeschaut

Hineingeschaut - Die Firmungen

Bischof von Preysing, 23. April 1939, verlässt die Salvatorkirche nach der Firmung - Chronik der Katholischen Kirchengemeinde Salvator-Lichtenrade
Bischof von Preysing verlässt nach der Firmung am 23. April 1939 die Kirche - Chronik der Katholischen Kirchengemeinde Salvator-Lichtenrade
Bischof von Preysing 1946 während der Firmung in der Salvatorkirche - Chronik der Katholischen Kirchengemeinde Salvator-Lichtenrade
Julius Kardinal Döpfner bei der Firmung am 26. Mai 1960 - Original im Archiv der SMMP

Am 28. April 2023 wurde zum ersten Mal in der neuen Pfarrei Hl. Johannes XXIII. Tempelhof-Buckow durch unseren Weihbischof Dr. Matthias Heinrich die Firmung gespendet. Es war für die Gemeinden ein Novum: erstmals wurde das Sakrament nicht in der eigenen Ortskirche gefeiert, sondern zentral für die Firmkandidaten aus allen vier Gemeinden in St. Judas Thaddäus. Auch war, zumindest für Lichtenrade, der Zeitpunkt ungewöhnlich, lagen doch die Termine in den letzten Jahren bei uns eher im Herbst, als in der Osterzeit.

Wie war das denn eigentlich früher in Salvator, fragte ich mich. Wann wurde hier zum ersten Mal die Firmung gespendet? Hatte ich nicht in unserem Archiv Fotos, undatiert, von Kardinal Preysing gesehen? Wie war das mit den Firmungen überhaupt, habe ich doch von meiner eigenen Firmung nur in Erinnerung, dass sie wenige Wochen nach der Erstkommunion ohne größere Gemeindefeier stattfand.

Die historische Entwicklung der Firmung geht auf die nachapostolische Zeit zurück, in der die Salbung noch lange mit der Taufe verbunden war. Erst im 5. Jahrhundert wurde sie von der Taufe getrennt aus ganz einfachen, praktischen Gründen: Die Gemeinden wuchsen, die Diözesen wurden größer und der Bischof, der sie spendete, konnte nicht mehr jeder Taufe beiwohnen. Durch die Trennung kam die Frage des Firmalters auf: bis Ende des 18. Jahrhunderts war festgelegt, dass die Kinder nicht vor dem 7. Lebensjahr gefirmt werden sollten. Es kristallisierte sich auch heraus, dass die Firmung nach der Erstkommunion erfolgen sollte. Zwischenzeitlich gab es zwar Bestrebungen, das Firmalter anzuheben, doch setzten diese sich, zumindest bei uns, nicht durch. Die Firmung erfolgte in zeitlichen Jahres- oder Mehrjahres-Abständen, je nach Größe der Diözesen und Gemeinden, die ein Bischof zu besuchen hatte, so dass in der Praxis bis zum II. Vatikanischen Konzil das durchschnittliche Firmalter zwischen 9 und 14 Jahren lag. Die Feier selbst war in erster Linie ein besonderes Fest für die Firmlinge und ihre Angehörigen, eine Befestigung, eine Besiegelung des Glaubens.

Mit dem II. Vatikanischen Konzil änderte sich das: man betonte nun den Charakter der vollständigen Aufnahme in die bestehende Gemeinde (wieder) mehr, feierte den Abschluss der Initiationssakramente. Wortgottesdienst und Eucharistiefeier und das vor der Gemeinde abgelegte erneuerte Taufbekenntnis bilden seitdem einen wesentlichen Teil der Firmung. Die Firmgruppen wurden kleiner, das Firmalter heraufgesetzt, um den Jugendlichen eine bewusste, selbständige, Entscheidung für das Sakrament zu ermöglichen.

Doch zurück zu unserer Gemeinde und den ersten 20 Jahren der Firmungen hier. In Salvator fand die erste Firmung am 23. April 1939 statt. Der damalige Bischof, Konrad von Preysing (1880 – 1950), der noch zwei weitere Male zur Spendung des Sakramentes nach Lichtenrade kommen sollte, firmte damals 103 Firmlinge. Ein Foto zeigt ihn beim Verlassen der Kirche nach dem Gottesdienst in der jungen Kuratie, die seit März 1937 selbständig war. Im Jahr 1946 waren es am 8. Juli 118, zwei Jahre später, am 10. Oktober 1948, 85 Firmungen. Kardinal von Preysings Nachfolger, Bischof Wilhelm Weskamm (1891-1956) spendete das Sakrament am 8. Oktober 1951 an 109 Firmkandidaten. Ein halbes Jahr später (6. April 1952) weihte er übrigens die beiden neuen Glocken unserer Kirche.

Hatten die Bischöfe Schreiber, Bares und Preysing die Firmungen noch allein im weitläufigen Diasporabistum gespendet, wurde 1948 ein Weihbischof für das Bistum Berlin ernannt, der sie von da an unterstützte: Paul Tkotsch. Der Weihbischof, dessen 60. Todestages vor zwei Tagen, am 14. Mai, gedacht wurde, wurde am 29. Juni 1895 in Gogolin, Oberschlesien, geboren. Im März 1923 in Breslau zum Priester geweiht, war er u. a. in Berlin Kaplan bei Pfarrer Bernhard Lichtenberg, später Delegatur- und dann Ordinariatssekretär, schließlich von 1933 an Leiter des Caritasverbandes bis er 1941 Pfarrer von St. Mauritius, Berlin-Lichtenberg, wurde. Am 11. Juni 1948 weihte ihn Kardinal von Preysing in der Rosenkranzbasilika in Berlin-Steglitz – St. Hedwig war noch nicht wieder aufgebaut – zum ersten Weihbischof des Bistums Berlin.

Am 23. Mai 1954 kam er zum ersten Mal zur Spendung der Firmung nach Salvator (89 Firmanden), am 30. Mai 1957 ein zweites Mal (144). Weihbischof Tkotsch war es auch, der am 19. März 1956 die nun fertiggestellte Salvatorkirche in Vertretung des schwer erkrankten Bischofs Wilhelm Weskamm weihte.

1960 schließlich spendete am 26. Mai, dem Fest Christi Himmelfahrt und damit nur wenige Wochen nach der Erstkommunion des Jahres am 20. April, Julius Kardinal Döpfner 90 Lichtenrader Kindern das Firmsakrament.

Das Foto davon stammt nicht aus unserem Archiv, sondern aus einem Album im Archiv der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel (SMMP) in Bestwig. Herzlichen Dank an die Archivarin, dass ich es für dieses Hineingeschaut benutzen darf!

Bis zum nächsten „Hineingeschaut“,

Ihre/Eure Regina Mahlke, Chronistin