Impuls

Wort zum Freitag, 27.01.2023 Apostels Paulus

Bild: Wikipedia Commons

Liebe Schwestern und Brüder,

in dieser Woche haben wir das Fest der Bekehrung des Apostels Paulus gefeiert.

Eine Bekehrung findet statt, wenn man durch ein Ereignis sein bisheriges Tun unterlässt und sich einem anderen, meist gegenteiligen Tun zuwendet. Das beschreibt uns der Evangelist Lukas in seiner Apostelgeschichte im 9. Kapitel. Danach handelt Gott aktiv, offenbart sich Paulus in einem hellen Licht, lässt ihn drei Tage lang erblinden und daraufhin ändert Paulus sein Tun. Er verfolgt nicht mehr die Jünger Jesu und wird vielmehr ebenfalls ein Anhänger dessen, der sich ihm dort vor Damaskus so eindrücklich geoffenbart hat.
Paulus selbst sieht dieses Ereignis eher als Berufung und fühlt sich dadurch in die Reihe der Apostel eingegliedert. Das beschreibt er unter anderem im Galaterbrief: „Als aber Gott, der mich schon im Mutterleib auserwählt und durch seine Gnade berufen hat, mir in seiner Güte seinen Sohn offenbarte, damit ich ihn unter den Heiden verkündige, da zog ich keinen Menschen zu Rate; ich ging auch nicht sogleich nach Jerusalem hinauf zu denen, die vor mir Apostel waren…“(Gal 1,15ff)
Und genau das ist es auch, was den Heiligen Paulus für uns als Christen heute so wertvoll macht. In vielerlei Weise sind wir Anfragen und Anfeindungen ausgesetzt, die unseren Glauben abwerten wollen. Wie oft haben wir nicht schon gehört, dass die ersten Christen um des eigenen Vorteils willen den Leichnam Jesu nach der Grablegung selbst entwendet haben und die Auferstehung Jesu nur ein Märchen ist. Getan haben sie das angeblich wegen Geld, Macht und Ehre.
Manchmal gibt es in unserem Leben Phasen, in denen wir über unseren eigenen Glauben kritisch reflektieren oder gar daran zweifeln. Es meldet sich der Verstand und will uns einreden, dass die Ereignisse von vor 2000 Jahren gar nicht geschehen sind, ob die Gefährten Jesu nicht in Ihrer Trauer und Enttäuschung viele Dinge, sagen wir mal, etwas gefärbt oder geschönt weitergegeben haben und ob das Ganze nicht ein nur hoffnungsvolles und zugegeben phantasievolles Hirngespinst von den damals Beteiligten gewesen ist.
In der Regel setzt an dieser Stelle der Glaube, ja unsere persönliche Erfahrung mit Christus wieder ein und zerstreuen solche Zweifel.
Aber durch die Bekehrung /Berufung Pauli haben wir in unserer christlichen Tradition eben doch einen Zeugen, der über die genannten Zweifel erhaben ist. Er hatte keinerlei persönliches Interesse daran, die neue Lehre zu verbreiten und daraus einen persönlichen Vorteil zu ziehen. Im Gegenteil, er war angetreten, die damalige kleine Sekte des bestehenden Judentums zu bekämpfen und auszurotten. Paulus hat den irdischen Jesus nie getroffen. Er hat Christus „nur“ in Visionen erlebt, er ist ihm erschienen, er hat sich offenbart, nach seinem irdischen Tod.
Deshalb ist Paulus der Garant für die Wirklichkeit Jesu Christi in uns, in unseren Herzen und damit auch in der Welt.
Paulus selbst hatte – mit weltlichen Augen gesehen – nur Nachteile von seiner Berufung und von seinem Bekenntnis zu Jesus Christus - bis hin zur Gefangenschaft und dem Tod mit dem Schwert in Rom. Er selbst gibt sich ganz in die Hände und unter den Schutz des Herrn: „Er aber antwortete mir: Meine Gnade genügt dir; denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit. Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“ (2 Kor 12, f)
Paulus erkennt in seiner eigenen Schwachheit die Kraft Christi und zwar nicht als bloße Worte, sondern in der Person und Dynamik Jesu Christi. Diese Kraft hat ihn damals weitermachen lassen, wenn alle gegen ihn waren und so ist er für uns ein Zeugnis des Glaubens und der Begeisterung geworden.
Nehmen wir uns also das konkrete Leben und das vermeintliche Versagen des Apostels Paulus zum Vorbild, wenn uns selbst einmal wieder Zweifel und die Lasten und Mühen des Lebens plagen. Er ist der wahrhaftige und vorbildliche Zeuge für den Herrn in der Welt.

Im Gebet verbunden

Ihr

Diakon Joachim Sponholz