„Ihr seid zur Freiheit berufen. Nur nehmt die Freiheit nicht zum Vorwand für das Fleisch, sondern dient einander in Liebe!“ (Gal 5,13) Dieser Satz schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Galatien.
Mit dem Aschermittwoch hat die österliche Bußzeit begonnen. Die Fastenzeit soll Vorbereitung auf das zentrale Fest der Christenheit sein: Pascha Domini – Hochfest der Auferstehung des Herrn. Durch seinen Tod und seine Auferstehung hat Jesus die Menschen von der Knechtschaft der Sünde – das heißt von jeder Form von Sucht, ob es sich um das eigene Ego, Hab und Gut oder Macht und Geltung handelt – frei gekauft, sie er-löst. Deshalb erinnert Paulus die Gläubigen in Galatien daran, dass sie zur Freiheit berufen sind, bestimmt zu einem Leben, das frei von Abhängigkeiten ist.
Diese Freiheit darf aber nicht missbraucht werden! Sie ist nicht dafür da, dass ich den Anspruch erhebe, alles nach meinem persönlichem Ermessen und meiner Lust und Laune tun zu dürfen. Die Freiheit, die Gott uns in seinem Sohn schenkt, hat mit der Liebe zu tun, mit der Bereitschaft, den Anderen und Gott zu dienen, die Anderen und den „ganz Anderen“ (Gott) zu ehren und zu achten.
Auf politisch-gesellschaftlicher Ebene werden wir immer wieder mit den Fragen bezüglich der Freiheit konfrontiert. Was ist Freiheit? Wie sieht sie aus? Wie wird sie gesichert? Wie wird sie respektiert? In welchen Bereichen gilt sie? Wir haben feststellen müssen, wie leicht Freiheit missbraucht und zum Unheil der Menschen in Anspruch genommen werden kann.
Als Christen ist uns nun eine Zeit geschenkt, in der wir durch das Verzichten auf Dinge, Gewohnheiten und Abhängigkeiten uns verstärkt in der Freiheit der Kinder Gottes einüben können. Das Fasten als bewusster Konsumverzicht bestimmter Produkte oder anderer Dinge soll Möglichkeiten des Teilens mit Notleidenden fördern und einer gerechteren Verteilung der Güter beitragen. Das Almosengeben wird somit eine konkrete Form des Dienstes am Nächsten vor allem des Ausgebeuteten. Solidarität wird dadurch zur Realität. Zeiten des Gebetes im Alltagsablauf einzuplanen gibt der Gottesbeziehung eine konkrete Gestalt und fördert eine persönliche Spiritualität. Dies stärkt jede und jeden darin, den Vorsätzen treu zu bleiben und ermutigt, wenn man ins Wanken kommt.
Ziel des ganzen soll nicht einfach ein ruhigeres Gewissen oder bloß die Freude an einer zu erwartenden Belohnung für gewissenhaft erfüllte Leistungen sein. Das Ziel in all unserem Denken, Tun und Lassen ist der Dienst an Gott und an den Mitmenschen, und zwar an allen!
Ich wünsche allen eine Segensreiche Zeit der Vorbereitung auf Ostern!
Ihr
Pfr. Arduino Marra