Impuls

Wort zum Freitag, 22.07.2022 Hört doch mal rein

Bild: Sonja Schek, Ausschnitt des Orgelspieltischs der Seifert Orgel in Salvator-Lichtenrade

Hört doch mal rein

Die Lesungen vom Tage führen mich einmal mehr zu Felix Mendelssohn Bartholdy. Wir lesen heute im Johannesevangelium, wie Maria aus Magdala frühmorgens an das Jesu Grab kommt, wie sie sieht, dass der Stein nicht mehr vor dem Grab liegt und das Grab leer ist. Sie sieht zwei Engel, die sie fragen, warum sie weint. Maria antwortet, man habe ihren Herrn weggenommen und nun wisse sie nicht, wohin man ihn gelegt habe. Sie dreht sich um, steht vor Jesus und hält ihn für den Gärtner. Sie sagt zu ihm, dass er ihr sagen soll, wenn er den Leichnam weggebracht hat. Jesus spricht sie mit ihrem Namen an, da erkennt sie ihn und sie wird von ihm beauftragt, den Jüngern zu berichten, dass er nun zu Gott gehe. Sie ist die erste Zeugin seiner Auferstehung und ihr wird die Auferstehungsbotschaft von Jesus übertragen. Eine bedeutsame Frau.

Ein Osterevangelium mitten im Hochsommer…

Mich erstaunt immer wieder der Rhythmus der Lesungen, der langausgestreckt über das Jahr dazu führt, dass wir uns wieder mitten im Jahr mit den Hochfesten beschäftigen, an deren herausragender Stelle die Texte uns eher vertraut sind.

Die Motette op.39, 3, die ich Euch heute herausgesucht habe, hat ihren Ursprung in einem Besuch Mendelssohns in Rom im Jahr 1830. Er hört in der Kirche Trinitá dei monti die Stimmen eines Nonnenchores und schreibt daraufhin seinen Eltern: „Da singen die französischen Nonnen und es ist wunderlieblich…. Nun weiß man noch dazu, dass man die Sängerinnen nicht sehen darf – und da habe ich einen Entschluss gefasst: Ich komponiere ihnen etwas für ihre Stimmen, die ich mir recht genau gemerkt habe…“. Es ist aus meiner Sicht großartig, dass die Briefe an seine Eltern erhalten sind und uns Einblick in seine persönlichen Gedanken schenken können!!! Mendelssohn schreibt drei unter anderem auch vierstimmige Motetten für diesen Chor, der ihn so stark berührt hat: eine Adventsmotette „Veni Domine“ op.39,1, dann „Laudate pueri“, op. 39,2 und schließlich die Motette „Surrexit pastor bonus“ op.39,3.

Übersetzt lautet der Text des ersten Teils von „Surrexit Pastor bonus“: Der gute Hirt ist auferstanden, der sein Leben für seine Schafe ließ und der für seine Herde zu sterben würdig war. Der zweite Satz, der den Lesungstext zitiert, lautet: Sie haben meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wo sie ihn hingelegt haben; wenn du ihn weggetragen hast, so sage es mir, so will ich ihn holen. Der dritte Satz schließlich lautet übersetzt: Auferstanden ist Christus, meine Hoffnung. Er geht euch voran nach Galiläa. Alleluja.

Der zweite Satz steckt so voller Sehnsucht und Leid, dass er mich schon vor 30 Jahren gepackt hat, als ich ihn im Gesangsunterricht singen sollte. Es gibt die Stücke in deutscher Sprache, aber die Aufnahme mit dem Stuttgarter Kammerchor unter Frieder Bernius ist so wunderschön, dass ich der lateinischen Version den Vorzug gebe und dafür die Übersetzung anbei gegeben habe.

https://www.youtube.com/watch?v=G0iv8yzjfA4

Lasst Euch berühren von dieser wunderbaren Auferstehungsmotette mitten im Sommer und bleibt aufmerksam und gesund.

Eure und Ihre Sonja Schek, Pfarreikirchenmusikerin