Impuls

Wort zum Freitag, 17.02.2023 Du bist der Schönste von allen Menschen …

Bild: Benno Bolze

Liebe Schwestern und Brüder,

 

vor drei Tagen haben wir in der Salvatorkirche mit einem ökumenischen Gottesdienst den Valentinstag gefeiert. Der Gottesdienst stand unter einem Wort aus Psalm 45: Du bist der Schönste von allen Meschen, Anmut ist ausgegossen über deine Lippen. Für immer hat Gott dich gesegnet!

In diesem Impuls möchte ich noch einmal auf den Festtag der Liebe und der Partnerschaft eingehen, da die Liebe zu schön ist, um sie nur an einem Tag zu feiern.

Was macht eigentlich Liebe aus? Was trägt zu einer gelingenden Partnerschaft bei? In einer Umfrage wurden von den Befragten u.a. folgende Punkte genannt: Vertrauen, Offenheit, Ehrlichkeit, Kommunikation, konstruktive Konfliktlösung, gegenseitige Unterstützung, gemeinsame lebenslange Verantwortung füreinander und auch für Kinder, Toleranz und Akzeptanz.
Nicht genannt wurde, dass der andere bzw. die andere fehlerfrei oder perfekt sein soll. Alle, die in einer Partnerschaft leben oder verheiratet sind, werden mir zustimmen, dass Perfektion nicht der Schlüssel zum Glück ist. Die Suche nach dem einen perfekten Menschen, der zu mir passt, hätte kein Ende. Man würde nie ankommen, denn diesen Menschen gibt es nicht. Nicht Perfektion, sondern offene Augen und ein offenes Herz sind der Weg, auf dem Menschen zueinander finden. Diese Wege sind vielfältig, manchmal kürzer oder auch mal länger. Vielleicht war es Liebe auf den ersten Blick und es war um einen geschehen oder die Liebe brauchte etwas Zeit, um lebendig zu werden. Aber irgendwann gab es den Moment: es war, es ist Liebe, das Herz steht in Flammen.

Eine genaue Erklärung, wie das geht mit der Liebe, gibt es nicht. Liebe ereignet sich. Liebe geschieht. Liebe ist ein Geschenk. Der, der die Liebe schenkt, ist Gott selbst. Er ist nicht nur der Gott der Liebe. Er selbst ist die Liebe. Von ihm geht alle Liebe aus.   

Der Apostel Paulus schreibt in seinem Brief an die Korinther darüber, wie Liebe erfahrbar wird, was sie ausmacht: Die Liebe ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht. Sie sucht nicht ihren Vorteil, trägt das Böse nicht nach. Sie freut sich an der Wahrheit. Sie erträgt alles, glaubt alles, hofft alles. (1 Kor 13,1-8)

Das stimmt, aber diese Worte klingen sehr sachlich. Man merkt vielleicht, dass diese Worte von Paulus nicht direkt an zwei Verliebte geschrieben worden sind. Er hat den Brief an die ganze Gemeinde in Korinth geschrieben. Paulus hatte von Fehlverhalten in der Gemeinde erfahren. Seine Worte hat er daher als Mahnung geschrieben, als Auftrag zu einem geschwisterlichen Miteinander in der Gemeinde. Wenn der Apostel Paulus gewusst hätte, dass wir in dieser Woche den Valentinstag feiern, hätte er diesen Brief wahrscheinlich etwas anders geschrieben, vielleicht so:

 

Brief des Apostels Paulus an die Verliebten in Lichtenrade, die ihre Liebe feiern und ihre Liebe zueinander unter den Segen Gottes stellen! 

 

Liebe Verliebte,

 

die Liebe ist das Wichtigste im Leben. Gott, der Herr, ist der Ursprung aller Liebe und die Liebe ist das Größte, was Menschen einander schenken können. Die Liebe freut sich an der Wahrheit. Geht also ehrlich miteinander um. Tut einander nichts Böses, auch wenn das Leben Euch auf Wege führt, die nicht einfach sind.

Bleibt in Liebe verbunden in guten Tagen, an denen die Sonne scheint, aber auch an dunklen Tagen, die nicht so einfach sind. Seid nicht nachtragend, sondern seid gütig zueinander.

Wagt gemeinsam auch Neues und immer auch einmal etwas Verrücktes im Leben, das hält die Liebe frisch. Aber tut das nicht unbedingt jeden Tag. Das wird sonst zu anstrengend für Familie und Freunde, aber wagt es. Freut Euch aneinander und miteinander. Ihr seid von Gott so geschaffen. Ihr seid füreinander bestimmt. 

 

Soweit der etwas andere Brief, des Apostels Paulus an die Verliebten in Lichtenrade.

 

Noch eindrücklicher beschreibt ein Text aus dem Alten Testament – das hohe Lied der Liebe – das eigentlich nicht in Wort zu fassende Geschenk der Liebe zwischen zwei Menschen:

Süßer als Wein ist deine Liebe. Ich bin krank vor Liebe. Ich will die die Stadt durchstreifen, ihn suchen, den meine Seele liebt. Wie eine wertvolle Blüte ist mir mein Geliebter. 

Schön bist du, meine Frau, ja, du bist schön. Verzaubert hast du mich, ja verzaubert mit einem Blick deiner Augen. (Hoheslied 1)

Hier schließe ich noch einmal die Worte an: Du bist der Schönste von allen Meschen. Anmut ist ausgegossen über deine Lippen. Für immer hat Gott dich gesegnet. (Psalm 45)

 

Diese Liebe in der Partnerschaft, die auf Gott, den Ursprung aller Liebe zurück geht, diesen Zauber der Liebe wünsche ich uns allen, nicht nur am Valentinstag.

 

Ihr und Euer Diakon

 

Benno Bolze

 

 

*Das hohe Lied der Liebe; Josef Dirnbeck und Thomas Schmid, Pattloch 1995