Impuls

Wort zum Freitag, 07.10.2022 Franz von Assisi

Bild: Franziskanerinnen am Augsburger Dom

Mein Lieblingsheiliger Franz von Assisi

 

Viele wissen es vielleicht noch – mein Lieblingsheiliger ist Franz von Assisi. Wie passend, dass er erst vor wenigen Tagen seinen großen Tag hatte. Der Gedenktag ist der 04.Oktober. Und ja, den feiere ich, so ein bißchen im Kleinen für mich. Ich lese in seiner Biografie, bete seine Gebete und frage mich, warum er heute aktueller denn je ist, ihn aber trotzdem wenige wahrnehmen?

Franziskus, der, der schon vor 800 Jahren versucht hat, die Menschen davon zu überzeugen nicht gegen die Natur zu leben, sondern in ihr und mit ihr. Ich bin der Meinung, er ist der Erfinder des Minimalismus. Ein Trend, den heute viele Menschen verfolgen. Nichts zu besitzen, nur das, was ich zum Leben brauche um für Gott frei zu sein. Von nicht abhängig zu sein, als von Gott. Die große Sehnsucht zu verspüren Gott nahe zu sein – jeden Tag. Ein wundervoller Gedanke – ein ebenso heeres Ziel. Wenn nicht sogar heute unerreichbar. Da ist noch mehr: Franziskus führte eine tiefe Freundschaft mit sich selbst und mit allen Geschöpfen. Freundschaft, auch heute sehr wichtig. Die wenigsten von uns sind dazu geschaffen, allein zu sein und allein zu leben. Franz konnte das, weil er sich in einer tiefen Freundschaft mit Christus befand und daraus seine Kraft zog um unermüdlich für andere da zu sein. Eine seiner Wegbegleiterinnen war Klara von Assisi – sie folgte Franziskus. Sie stand nie in seinem Schatten, sie hat großes bewirkt für die Menschen ihrer Zeit. Sie war inspiriert von Franziskus und sie teilte seine Leidenschaft für Mensch und Natur. Zwei faszinierende Personen, die sich ergänzten.

Letztens las ich einen ganz zauberhaften wissenschaftlichen Artikel über die Kutten der beiden Heiligen. 31 Flicken hat Franziskus‘ Kutte. Ein erbärmlicher Mantel aus verschiedenen Sackleinen und doch ein Zeugnis des großen Heiligen. Ich selbst habe die Kutte in Assisi gesehen. Sie strahlt trotz ihrer Armut Liebe und Wärme aus. Das tröstet mich darüber hinweg, das es sicher nie leicht für Franziskus war, dennoch hatte er dieses kratzige Stück Stoff, dass ihn umhüllte und Wärme und Jesu Liebe und Kraft schenkte. Das Erstaunliche daran ist jedoch noch etwas anderes. 19 von diesen Flicken gehören ihm eigentlich gar nicht, sondern sie gehören an den Mantel von Klara. Textilforscher haben herausgefunden, dass Klara eben diese Flicken aus ihrem Kleid genommen hat und säuberlich und sehr ziervoll damit Franziskus‘ Mantel ausgebessert hat. Ist das nicht wundervoll? Die beiden verbindet eine Freundschaft, die sich zudem noch in ihren „Dienstausweisen“ widerspiegelt. Die beiden ergänzen sich. Sie teilen das wenige was sie haben und nicht zu vergessen, dass Klaras Mantel nun wirklich kürzer war und sie vielleicht sogar kalte Füße davon bekam. Klara ist die Frau die Franziskus ergänzt. Da wo es ihm vielleicht manchmal an Mut und Inspiration gefehlt hat, ist sie da. Und in diesem Stück Leinensack wird es deutlich.

Finden wir heute auch unser Puzzlestück im Leben. Der Mensch, der uns ergänzt? Der Mensch, der uns den Mut gibt Jesus zu folgen, ihm gleich zu werden? Ich wünsche es Ihnen allen von Herzen. Dass auch Sie einen Franz oder eine Klara in Ihrem Leben haben, die ihr letztes Hemd für Sie geben würde, damit Sie die Zeit und Freude haben können, Gott zu suchen und zu finden.

Und so schließe ich heute mit den Worten Klaras aus einer ihrer Legendenerzählungen: „So ist das Leben, … wir sind unterwegs, jeder auf seinem Weg. Menschen sind nicht geschaffen, einander zu haben und zu genießen. Menschen sind geschaffen, miteinander gemeinsam zur Quelle zu finden. Menschen sind geschaffen, um Gott zu genießen.“

 

Ihre Anja Schmidt, Gemeindereferentin