Hineingeschaut – Das Gemeindehaus

Pfarrhaus 1946 Archiv Katholische Kirchengemeinde Salvator Lichtenrade
Petrusblatt zur Grundsteinlegung am 8. Mai 1975 - Privatbesitz
Richtfest Gemeindehaus 28. Juli 1975 - Archiv Katholische Kirchengemeinde Salvator Lichtenrade
Petrusblatt Sonderbeilage 1. Seite zum 25. April 1976 Einweihung Gemeindehaus - Privatbesitz
Pfarr- und Gemeindehaus 9. April 2021

Vor 45 Jahren, am Weißen Sonntag 1976, gab es in Salvator großen Grund zur Freude: Nach nur etwa einjähriger Bauzeit konnte das Gemeindezentrum eingeweiht werden. An diesem 25. April gab es dazu ein festliches Hochamt, musikalisch begleitet vom Kirchenchor mit der „Missa brevis alla capella“ (gemeint ist wohl die Missa Rorate coeli desuper in G-Dur, Hob. XXII:3 von 1749/50) für Chor, Orgel und Streicher, bei dem die Kreuze für den Neubau gesegnet wurden. Im Anschluss daran, um 11:30 Uhr, so kann man es der Einladung in unserer Chronik entnehmen, fand die Segnung des Neubaus durch den damaligen Generalvikar, Prälat Dr. Johannes Tobei (1930 – 1997) statt. Ein kleiner Empfang schloss sich an. Am Abend konnte dann die Gemeinde von den Räumen Besitz ergreifen. Die Kirchenzeitung – Das Petrusblatt – veröffentlichte zu diesem Anlass übrigens eine Sonderbeilage.

Doch was war dem vorausgegangen?

Im Frühjahr 1974 hatte sich die Gemeinde entschlossen, das Gemeindezentrum zu erweitern. Das Pfarrhaus war 1932 fertiggestellt worden und hatte außer den Wohnungen lediglich den Pfarrsaal und einen Raum neben der Kaplanswohnung, der die Pfarrbücherei beherbergte. Zwar waren in den 1960er Jahren durch Umbauten noch zwei Gruppenräume hinzugekommen, doch reichte das für die vielen Aktivitäten der stark angewachsenen Gemeinde nicht mehr aus. Man wollte deshalb an das Pfarrhaus einen Flügel mit Räumen für den Miniclub (heute MiniKids), die Jugendgruppen, sowie mit Büro- und Gruppenräumen anbauen und das Pfarrhaus im Inneren umgestalten, unter anderem mit einem separaten Eingang für die Bücherei. Viel Geld war dafür nötig: Zunächst ging man noch davon aus, dass 90% davon vom Ordinariat aus Kirchensteuern getragen werden würden, 10 Prozent, aber auch die komplette Inneneinrichtung von der Gemeinde aufgebracht werden müssten. Schlussendlich waren es dann aber sogar ein Drittel der Gesamtkosten, die von der Gemeinde getragen werden mussten. Ein Drittel von über 1,2 Millionen DM, die der Bau kostete.

Doch die Gemeinde hatte noch Glück: die Planungen waren vor dem November 1974 eingereicht worden, dem Monat, in dem das Bischöfliche Ordinariat wegen dringend nötiger Einsparungsmaßnahmen einen Baustopp verhängte.

Am 5. April 1975 war Baubeginn, die Baugrube wurde ausgehoben, das Fundament gegossen. An Christi Himmelfahrt, dem 8. Mai 1975, konnte der Grundstein gelegt werden. Wie dringend die neuen Räume gebraucht wurden, kann man daran ermessen, dass 1975 fast 100 Kinder zur Erstkommunion gingen, 32 von ihnen übrigens am Tag der Grundsteinlegung. Das Richtfest wurde am 28. Juli 1975 gefeiert.

Architekt des Neubaus war Günter Maiwald (1919 – 1996). Er hatte viel Erfahrung im Kirchenbau: 1961 – 1963 hatte er in Marburg die Liebfrauen-Kirche gebaut, ab 1969 dann in Berlin Maria Frieden, 1970 die 2014 geschlossene Kirche „Von der Auferstehung Christi“ in Lankwitz, dann 1971 die „Regina-Mundi-Kapelle“ Waidmannslust (2004 profaniert). 1972 baute er den Altar in Herz Jesu Tegel um und gestaltete 1974/75 das Gemeindezentrum von St. Lambertus (Hakenfelde) neu. Von ihm stammt übrigens auch das Sport Centrum Siemensstadt.

Für Salvator passte er seine Bauweise an das vorhandene Pfarrhaus an und erstellte einen zweckmäßigen Anbau im sogenannten „holländischen Klinkerbau“, der sich äußerlich fast gar nicht vom Pfarrhaus von 1930 unterscheidet.  

Wenn Sie demnächst wieder einmal am Gemeindehaus vorbeigehen – die Gruppen dürfen es ja coronabedingt zur Zeit nicht nutzen – achten Sie doch einmal darauf, ob Ihnen der Anbau eigentlich als solcher auffallen würde, kennten Sie seine Geschichte nicht.

Bis zum nächsten „Hineingeschaut“,

Ihre/Eure
Regina Mahlke, Chronistin