Hineingeschaut - Verborgene Tür

Sakristeitür Entwurf Heinrich Kosina 1938, Archiv Katholische Kirchengemeinde Salvator Lichtenrade

Am 12. September 1938, so zeigen Unterlagen in unserem Archiv, genehmigten die zuständigen Stellen einen Türdurchbruch in unserer Kirche. Wieso das, werden Sie nach unserem „Hineingeschaut“ vom 30. Juni berechtigt fragen: Der Eingang wurde doch erst 1946 vom Seitenschiff an die Westseite der Kirche verlegt?

 

Es handelte sich auch nicht um den Haupteingang, sondern um eine Tür zur Sakristei. Als die Kirche am 5. Februar 1933 benediziert wurde, war die Sakristei noch nicht endgültig ausgebaut und eingerichtet. Das ging man erst fünf Jahre später an.

 

Sakristeien gibt es schon seit dem frühen Mittelalter. Lagen die dafür vorgesehenen Räume anfangs im Westen – im Gegensatz zur Ostkirche – oft im Eingangsbereich der Kirchen, damit die Liturgen von dort aus feierlich durch das Hauptschiff zum Gottesdienst einziehen konnten, verlegte man die Sakristeien ab der Barockzeit mehr und mehr in die Nähe des Altars, dienten sie doch nicht nur dem Liturgen zur Vorbereitung, sondern auch zur Aufbewahrung der Paramente und des liturgischen Geräts. Dennoch brauchte man grundsätzlich wenigstens zwei Türen für die Sakristei: Eine, durch die der direkte Weg zum Altar gewährleistet war und eine weitere, durch die man sie betreten, oder eben sie auch zum Gang zur Kanzel oder zur Prozession durch das Gotteshaus verlassen konnte.

 

Im noch unfertigen Bau der Salvator-Kirche führte diese zweite Tür bis 1938 direkt ins Kirchenschiff, etwa auf der Höhe der Kanzel. Pfarrer, Küster und Ministranten mussten also immer das Kirchenschiff durchqueren, um in die Sakristei zu gelangen. Mit dem Ausbau des Raumes setzte man diesem unbefriedigenden Zustand ein Ende. Heinrich Kosina (1899-1977), der später auch den Erweiterungsbau verantwortete, wurde beauftragt, den Umbau zu planen. Er sah nun vor, die bisherige Tür zu verschließen und einige Meter weiter links eine neue Türöffnung zu bauen, die außerhalb der Kirche lag und dadurch auch ohne Durchqueren des Kirchenraumes erreichbar war. Der Zugang erfolgte über Stufen aus dem Pfarrgarten. Der heutige überdachte Sakristeiumgang (Ministrantenumgang) wurde erst 1957 mit der Erweiterung angelegt.

 

Abgesehen von dieser räumlichen Veränderung wurde die Sakristei 1938 auch im Innern ausgebaut. Die Schreinerarbeiten führte ein in der Roonstraße (heute Mellener Str.) ansässiger Tischler, die Firma Hugo Klocke, durch. Der Beschreibung der Arbeiten im Kostenvoranschlag kann man entnehmen, dass die Bauweise der Schränke ähnlich wie in der „Nikolaus-Kirche Blankenfelde“ ausgeführt wurde. In der Waschbeckennische, die bereits gefliest war, wurde zu dieser Zeit auch das ovale Glasfenster mit der Darstellung der Fußwaschung von Egbert Lammers (1908-1996) eingesetzt.

 

Andeutungen in einem frühen Brief lassen vermuten, dass es ganz am Anfang noch Überlegungen gab, in dem Bereich, in dem sich heute die Kanzel befindet, einen Seitenaltar aufzustellen. Sie müssen allerdings schon sehr früh aufgegeben worden sein. Die ursprüngliche Tür dort jedenfalls, mauerte man 1938 zu. Innenaufnahmen der Kirche, die den Zustand vor dieser Zeit zeigten, konnte ich bislang nicht finden.

 

Bis zum nächsten „Hineingeschaut“ am 6. Oktober!

Ihre/Eure Regina Mahlke, Chronistin