Das bevorstehende Fest Maria Himmelfahrt brachte mich auf den Gedanken, einmal in unserem Archiv nach Zeichen der Marienverehrung zu suchen, die nicht so augenfällig sind wie unser Marienaltar oder die Schutzmantelmadonna.
Eines davon könnten wir eigentlich jeden Tag bemerken: eine unserer Glocken, die erste, die in Salvator angeschafft wurde, trägt den Namen Maria. Während man heute Glocken nur noch nach einem längeren Findungsprozess anschaffen und widmen kann, man also dazu jede Menge schriftliche Unterlagen hat, scheint es früher – zumindest in Salvator – nicht so streng zugegangen zu sein. Es lassen sich keinerlei Hinweise finden, wie der Name ausgewählt wurde. Im Vermeldungsbuch vom März 1937 heißt es durchgehend „die Glocke“. Unter dem 14. März findet sich der Eintrag
Unsere Glocke wird noch in dieser Woche eintreffen und bestimmt für Ostern fertig.
Tatsächlich schickte die Firma Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher, bei der die Glocke gegossen wurde, am 15. März einen Brief, dem zu entnehmen ist, dass die Glocke nach Berlin abgeschickt sei. Was da genau unterwegs war, steht in der Rechnung:
1 Bronze-Glocke Fis ⌀ 1,05m 641 kg + Glockenstuhl, + Armaturen, + Schutzkreuz für zusammen 1684,- RM
Den Auftrag für den Glockenstuhl hatte die Firma erst spät erhalten. Am 2. März fragte Erich Heyl, Berliner Generalvertreter der Glockengießerei, nach, wie der Turm beschaffen sei und ob das Gestell aus Holz oder Eisen sein solle. Man entschied sich für Eisen, denn der Turm war aus Kostengründen nicht fertigbaut worden und der Glockenstuhl musste im Freien auf den Turm stehen. Am Palmsonntag, 21. März, wurde nach dem Hochamt die Glocke geweiht. Am Ostersonntag war es dann soweit:
Die erste Hl. Messe beginnt um 6:30 Uhr und soll zum ersten male in unserer Gemeinde mit einem feierlichen Geläute unserer neuen Glocke beginnen.
Die Läuteordnung wurde gleich mit verkündet:
In Zukunft wird die Glocke läuten:
Sonntags ¼ Stunde und 5 Minuten vor Beginn jeder Hl. Messe und Andacht. Werktags 5 Minuten vor Beginn der Hl. Messe und zum Engel des Herrn Gebete um 6 Uhr, 12 Uhr und 7 Uhr abends. (Vermeldungsbuch, 26. III. 37)
Von Anfang an war geplant, das Geläute um zwei Glocken zu erweitern. Man hatte die Glocke schon passend dazu gestimmt. Zusammen mit den beiden späteren Glocken ist das Geläute auf das Motiv des Te Deum (Fis A H) disponiert.
Viele Kirchen mussten im Krieg ihre Glocken zum Einschmelzen abgeben. Auch Salvator musste alle Metallgegenstände melden. Doch unsere Glocke blieb verschont. Vielleicht, weil es nur eine Glocke gab? Vielleicht auch, weil durch den offenen Glockenstuhl ihr Fehlen für jedermann sichtbar gewesen wäre? Das wird sich wohl nicht mehr feststellen lassen.
Geschwiegen hat unsere „Maria“ nur zwei Mal: Vom 22. April bis 3. Mai 1945 und ab 28. April 1986. Da waren die Haltebügel so marode, dass ein Bruch und möglicher Absturz nicht ausgeschlossen werden konnten und die Glocke generalsaniert werden musste.
Bis zum nächsten „Hineingeschaut“!
Ihre/Eure Regina Mahlke, Chronistin