Leer sind sie zur Zeit – unsere Weihwasserbecken. Bei Ausbruch der Corona-Pandemie im März mussten sie aus Hygiene-Gründen geleert werden.
Weihwasser ist im liturgischen Brauch schon sehr früh nachzuweisen, im Orient im 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. und im Westen etwas später, mit Sicherheit seit Beginn des 5. Jahrhunderts. Im 9. Jahrhundert ist dann das Besprengen der Gläubigen mit Weihwasser durch den Priester vor dem Gottesdienst regelmäßig bezeugt. Dennoch lässt sich nicht eindeutig klären, wann die in die Wand eingelassenen Weihwasserbecken an den Kircheneingängen, wie wir sie kennen, in Gebrauch kamen. Seit der Renaissance kristallisiert sich als Form das runde oder ovale Muschelbecken heraus. Es wird entweder ganz schlicht gehalten oder reich mit Reliefs verziert und ist aus Ton, Metall oder Stein, oft Marmor.
Unsere Weihwasserbecken im Hauptschiff der Kirche wurden 1937 eingebaut. Sie sind aus Marmor und tragen auf der Wandplatte eingeritzt eine Geist-Taube, die über angedeutenden Wellen schwebt (Hinweis auf die Taufe Jesu im Jordan und Gen. 1,2: „Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“.)
Der Münchener Architekt Fritz Fuchsenberger, der die Inneneinrichtung der Kirche betreute, schrieb am 19. Februar 1937 in einem in unserem Archiv befindlichen Brief an den damaligen Kuratus Lütkehaus dazu:
Als Weihwasserbecken eignet sich am besten Marmor mit einer flachen, leicht zu reinigenden Schale, halb in die Mauer eingelassen. Ich fertige eine Skizze u. schicke diese mit Kostenanschlag.
Die erwähnte Skizze konnte ich bislang nicht finden, doch hatte Fuchsenberger auf dem linken Rand seines Briefes bereits mit simplen Strichen gezeichnet, was ihm vorschwebte und den jetzigen Becken sehr ähnelt.
Das Inventarbuch, das am 20. November 1936 von Msgr. Maximilian Beyer (1872-1937), der Dekan von Berlin-Steglitz war, zu dem Lichtenrade damals gehörte, bei einer Visitation geprüft worden war, enthält – ohne Datum, aber deutlich als nachträglicher Eintrag erkennbar – den Hinweis auf zwei „Wandweihwasserbecken mit Glas“ (übrigens „à 28,60 RM“ pro Stück).
Die Glasabdeckung gibt es schon lange nicht mehr. Unterlagen, ab wann man darauf verzichtete, scheinen nicht zu existieren. Die weiteren Becken sind wahrscheinlich beim Ausbau der Kirche 1956 den ursprünglichen nachgebaut worden.
2007 setzte man eines der beiden Weihwasserbecken vom Haupteingang an die Wand neben der Tür zum Emporentreppenhaus um, als man die Trennscheibe zwischen Hauptschiff und Zugang zur Marienkapelle einbaute, die es ermöglicht, die Kirche offen zu halten, wenn das Hauptschiff geschlossen ist.
Das metallene Weihwasserbecken bei der Marienkapelle, das mit zwei Fischen verziert ist, wurde aus der Kirche „Zu den Heiligen Martyrern von Afrika“ übernommen.
Bis zum nächsten „Hineingeschaut“!
Ihre/Eure Regina Mahlke, Chronistin